Dienstag, 8. November 2011

Papa don't preach

"Es ist schon ein seltsames Schauspiel, welches sich in den letzten Wochen in Deutschland darbot. Die Parlamentarier/innen, Kirchenvertreter und Kommentator/innen predigten unisono wie sehr 'wir vom christlichen Glauben geprägt sind – in Deutschland, aber auch in Europa insgesamt.' So wie Angela Merkel begrüßten zahlreiche Politiker/innen den Besuch Ratzingers. In Kommentaren zur Rede im Bundestag überschlugen sie sich. Andrea Nahles, SPD-Generalsekretärin, glaubte eine 'kluge und gute Rede' gehört zu haben, die 'in eine tiefere Region des Denkens' geführt habe. Jakob Augstein tönte gar auf SPIEGEL online: 'Wir Abendländer entstammen alle ihrem Schoß. [...] Die Kirche verdient Respekt.'

Man könnte meinen, Gott höchstpersönlich sei auf die Erde zurückgekehrt, so sehr ergoss sich das politische Establishment in Lob und Gehorsam gegenüber einem der letzten Diktatoren Europas. Gerade im Hinblick auf das 20. Jahrhundert muss an Folgendes erinnert werden: Die Demokratie ist eine Errungenschaft der Aufklärung und wurde gegen den erbitterten Widerstand der Kirchen erkämpft. Es ist ein Ausdruck der Verachtung der Demokratie, wenn ihre Volksvertreter/innen einen christlichen Religionsführer im Parlament sprechen lassen. [...]"

Dies ist der Anfang des Editorials zum Schwerpunkt 'Papstbesuch' in der aktuellen Ausgabe (3/2011) des politischen Magazins MIZ (Materialien und Informationen zur Zeit). Sie wollen mehr wissen? Dann folgen Sie diesem Link